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 Betreff des Beitrags: Wer weint, ist weich?
BeitragVerfasst: Sa 7. Mär 2009, 00:28 
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Registriert: Fr 6. Mär 2009, 18:19
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Wer weint, ist weich?

Über den richtigen Umgang mit Gefühlen der Kinder

Viele Eltern wissen mit den Gefühlen ihrer Kinder nicht richtig umzugehen, auch weil sie selbst in ihrer Kindheit ihre Gefühle viel zu oft unterdrücken mußten. Die Worte, mit denen Eltern ihren Kindern unwillkommene Gefühle abtrainieren wollen, hat jeder schon mal gehört - und mancher auch selbst gesagt: "Davor brauchst du doch keine Angst zu haben! Deswegen weint man doch nicht! Wenn du dich nicht beherrschen kannst dann spiele ich nicht mehr mit dir!" ...

Jedes dieser Worte ist ein Pfeil ins kleine Herz. Wenn die Wunde sich wieder geschlossen hat, wächst Hornhaut darüber. Unter dieser Hornhaut aber können sich Gefühle nur noch unvollständig entwickeln - während sie langsam verkümmern, verkrüppelt auch die Seele. Dort aber, wo Gefühle nicht verboten, sondern erlaubt oder sogar willkommen sind, wachsen seelische Kräfte wie Früchte im Schutz eines gut behüteten Gartens. Je länger und besser Kinder lernen dürfen, mit ihren Gefühlen umzugehen, statt sie immer nur zu unterdrücken, desto schneller und umfassender entwickeln sich Selbstbewußtsein und Selbstdisziplin.

Je öfter Kinder ihren Gefühlen freien Lauf lassen dürfen, desto besser können sie sich konzentrieren. Versuchsreihen ergaben deutliche Leistungsunterschiede im Rechnen und bei Lesetests. Kinder, die Angst, Leid und Ärger nicht verbergen müssen, können sich länger konzentrieren, zeigen weniger häufig Verhaltensstörungen, sind belastbarer, bekommen nicht so schnell Herzklopfen und halten Streß besser aus. Kinder dagegen, die schön früh gezwungen werden, ihre Gefühle zu verbergen oder gar ganz zu unterdrücken, zahlen für diesen vermeintlichen Vorsprung an Disziplin einen hohen Preis, denn die Gefühle verschwinden nicht, sondern suchen sich nur ein anderes Ventil - mit oft weit schlimmeren Folgen: Kinder, die ihre Trauer nicht verarbeiten dürfen, fangen später plötzlich scheinbar grundlos an zu weinen; andere resignieren und verhalten sich nur noch passiv, zum Beispiel durch exzessives Fernsehen und null Interesse an anderen Dingen...


Gefühle sind spontane Äußerungen der Seele, die wichtig sind.

Elterm müssen nicht nur Verständnis dafür haben, sondern sie den Kindern auch erklären und ihnen sagen, wie man damit umgeht. Reagieren auf die Gefühle der Kinder sollte nicht nur verbal, sondern auch handelnd erfolgen. Das ängstliche oder trauriges Kind in den Arm nehmen, es streicheln, ihm einen Kuss geben - Erziehen ist nämlich nicht nur reden, sondern in erster Linie Handeln. Dem Kind dann erklären, daß man Verständnis hat, aber nicht alles toleriert gehört allerdings ebenso zum Erlernen des Umgangs mit Gefühlen. Dabei sind Kinder grundsätzlich niemals an ihren Gefühlen schuld. Manche sind nur von Natur aus fürchtsamer, andere leichter erregbar, wieder andere nehmen kleine Schicksalsschläge schwerer; die Ursachen liegen offensichtlich ebenso sehr in Umwelteinflüssen wie in den Erbanlagen - Faktoren jedenfalls, für die Kinder nichts können. Kinderpsychologen haben das folgende Vier-Punkt-Programm entwickelt:

    1. Erinnert Euch sich an Eure eigene Kindheit! Hatten beispielsweise auch die Eltern als Kinder Angst vor bestimmten Situationen, wird das Kind wird erleichtert sein, daß es Euch genauso ging.

    2. Nehmt Gefühle Eures Kindes ernst! Wenn es deprimiert wirkt, kommt vielleicht schnell ein abtuender oder vermeintlich tröstender Spruch von den Lippen. Aber: Über das, was Euer Kind wirklich bewegt, erfahren Ihr auf diese Weise rein gar nichts.

    3. Werdet für Euer Kind so etwas wie ein Gefühls-Trainer! Kinder analysieren ihre Gefühle nicht - tut Ihr es für sie indem Ihr z.B. sagen: "Ich verstehe, für dich muß es aussehen, als ob ich mich nur noch um das Baby kümmere. Bist du deshalb böse? O.k., du kannst deine Wut nicht am Baby auslassen, aber warum zertrampelst du nicht diesen Karton?"

    4. Gebt Euerem Kind eine kontinuierliche Erziehung in seinen Emotionen! Erklärt ihm, wie Gefühle funktionieren - zum Beispiel wenn Ihr ihm Märchen vorlest: Warum reagieren die Figuren so? Oder wenn Ihr mit Euerem Kind Bilder in einer Zeitschrift betrachtet: Warum machen die Menschen so ein Gesicht? Deutet gemeinsam die Gefühle der Menschen. So lernen Kinder, daß Gefühle wichtig sind.


Gebt den Gefühlen Eurer Kinder eine Chance.

Die wichtigste Grundregel lautet: "Erst zuhören und dann erklären". Wenn Eltern den Gefühls-Äußerungen ihrer Kinder immer gleich etwas entgegensetzen, anstatt darauf einzugehen, fühlen sich die Kinder meistens nicht verstanden. Da Kinder das Wohlwollen ihrer Eltern stets anpeilen, fühlen sie sich "böse", wennn sie abgeblockt werden. Geht also möglichst auf jede Gefühlsäußerung Eures Kindes ein - und möglichst geduldig, so schwer es auch fallen mag.

  • Wenn Euer Kind Angst hat: Forscht nach den Ursachen. Erklärt ihm die Gründe, und spendet Trost. Ein Kind, das sich angenommen fühlt, überwindet Ängste schneller.

  • Wenn Euer Kind traurig ist: Sprecht mit ihm über die Gründe. Auch Schicksalsschläge (ob Unglück oder Tod) solltet Ihr ihm erklären. Und streichelt Euer Kind mal, denn das tröstet.

  • Wenn Euer Kind wütend ist: Sagt ihm, dass Ihr die Wut aus berechtigten Gründen versteht. Signalisiert aber auch dabei, dass Ihr Nur-einfach-so-Wut nicht endlos ertragen wollt. Wenn das Kind nicht aufhört, wütend zu sein, geht ihm eine gewisse Zeit lieber aus dem Weg.

  • Wenn Euer Kind überglücklich ist: Teilt die Freude, aber nicht endlos. Manche Kinder meinen sonst, sie seien nachgerade verpflichtet, Freude auf übertriebene Weise zu zeigen.


Eltern-Worte können heilen, trösten und beruhigen - aber auch verletzen.

Möglicherweise kommen einem die typisch falschen Antworten auf dieser Liste (unten) bekannt vor. Vielleicht haben Eltern einige davon früher selbst zu hören bekommen. Versucht doch mal, in den vielen täglichen Gesprächen mit Euerem Kind ablehnende oder zurückweisende Äußerungen konsequent durch zustimmende zu ersetzen.

  • Wenn Euer Kind wütend ist:

      Falsche Anrede: "So redest du mit mir nicht!"
      Richtige Anrede: "Ich glaube, du hast heute keinen guten Tag"

      Falsch: "Mach nicht so ein Gesicht!"
      Richtig: "Du siehst vielleicht wütend aus"

      Falsch: "Du bist ein böser Junge, du bist ein böses Mädchen!"
      Richtig: "Man darf mal saurer sein, aber nicht seine Wut an anderen auslassen"

      Falsch: "Jetzt reiß dich mal zusammen!"
      Richtig: "Wenn du willst, kann ich dir mal zeigen, wie man seine Wut wieder los wird"

  • Wenn Euer Kind traurig ist:

      Falsch: "Du bist viel zu empfindlich"
      Richtig: "Du siehst so aus, als wärst du heute ziemlich niedergeschlagen"

      Falsch: "Du stellst dich an wie ein Baby"
      Richtig: "Mir ist auch manchmal zum Heulen zumute"

      Falsch: "Das ist kein Grund zum Weinen"
      Richtig: "Weine nur, das macht's leichter"

      Falsch: "Hör sofort mit dem Geheule auf!"
      Richtig: "Für seine Tränen muss sich keiner schämen"

      Falsch: "Gleich gebe ich dir einen Grund zum Heulen!"
      Richtig: "Mir ist auch gleich wohler, wenn ich mich mal richtig ausgeheult habe"


  • Wenn Euer Kind Angst hat:

      Falsch: "Wovor hast du überhaupt Angst?"
      Richtig: "Manche Sachen können einem ganz schön Angst einjagen"

      Falsch: "Das ist doch alles halb so schlimm"
      Richtig: "Ich mag auch keine Horrorfilme"

      Falsch: "Sei kein Frosch!"
      Richtig: "Ich hatte auch immer Angst vor Hunden"

      Falsch: "Das ist nicht echt - nur ein Film"
      Richtig: "Ich helfe dir, die Gespenster zu verjagen"

      Falsch: "Wann wirst du endlich erwachsen?"
      Richtig: "Wenn du größer bist, wirst du merken, dass viele Dinge ihren Schrecken verlieren"

  • Wenn Euer Kind Probleme hat:

      Falsch: "Stell dich nicht so an!"
      Richtig: "Das Leben kann manchmal hart sein"

      Falsch: "Wie dumm bist du?"
      Richtig: "Manchmal fühl ich mich wie du jetzt"

      Falsch: "Was hast du denn die ganze Zeit?"
      Richtig: "Kann ich dir irgendwie helfen?"

      Falsch: "Ich schäme mich für dich!"
      Richtig: "Wie kann ich dir helfen?"

      Falsch: "Du machst mich lächerlich!"
      Richtig: "Komm, ich nehme dich auf den Arm"


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